Sinodo dei Vescovi. Natura - Metodo - Prospettive. Hrsg. v. Jozef Tomko

Città del Vaticano: Libreria Editrice Vaticana 1985. 181 S. Kart.

In diesem Jahr finden zwei Bischofssynoden statt, die Afrikasynode und die nächste ordentliche Generalversammlung über das Ordenswesen. Daher scheint es gerechtfertigt, auf dieses Buch aufmerksam zu machen. Es ist vom früheren Generalsekretär der Bischofssynode, dem Vorgänger von Jan Schotte, herausgegeben. Von Tomko stammt auch das Vorwort. Abgedruckt sind in der hier vorgegebenen Reihenfolge: die Ansprache Johannes Pauls II. an den Rat des Generalsekretariats der Bischofssynode vom 30. April 1983; vom Herausgeber stammt der Artikel über die Bischofssynode und Johannes Paul II.; J. Ratzinger behandelt in seinem Beitrag Zwecke und Methoden der Bischofssynode; der Frage der Kollegialität auf der Bischofssynode geht der Fundamentaltheologe an der Gregoriana, A. Anton, nach; demselben Thema ist der Artikel von A. Marranzini gewidmet; der inzwischen leider verstorbene Spezialist für strukturelle Fragen der Bischofssynode, der auch die Materialien der bisher stattgefundenen Bischofssynoden herausgegeben hat, C. Caprile, beschäftigt sich mit der Bischofssynode und ihrer Funktion bzw. ihrem Ablauf.

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In einem Anhang werden für die Synode bedeutende rechtliche Dokumente abgedruckt: das Apostolische Schreiben "Apostolica sollicitudo" Pauls VI., das Regolamento der Synode, die einschlägigen Kapitel des CIC sowie ein Responsum der päpstlichen Kommission für die Revision des Codex.

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Das Zweite Vatikanische Konzil hat das Prinzip der Kollegialitat formuliert. im Zusammenhang mit der Debatte über die Kollegialität ist auch die Idee der Bischofssynode auf dem Konzil entstanden. Die Synode selbst wurde dann allerdings parallel zum Konzil, mit entsprechender Verkündigung auf dem Konzil, durch Paul VI. errichtet. Nach dem Wortlaut des päpstlichen Schreibens ist sie eine zentrale Einrichtung. die den ganzen katholischen Episkopat repräsentiert. Von der Struktur her erfüllt sie ihre Aufgaben jeweils für eine bestimmte Zeit und wenn sie dazu aufgerufen ist. Es besteht aber auch ein ständiges Sekretariat mit einem Generalsekretär an der Spitze. Aufgabe der Synode ist die Förderung engerer Einheit und größerer Kooperation zwischen dem Papst und den Bischöfen der ganzen Welt, die Information, die Ermöglichung der Übereinstimmung in wesentlichen Fragen der Lehre und bei notwendigen Maßnahmen in der Kirche. Dem Papst ist es vorbehalten, die Synode einzuberufen und deren Versammlungsort zu bestimmen, die gewählten Mitglieder zu bestätigen, die Verhandlungsgegenstände festzulegen und der Synode persönlich oder durch jemand anderen vorzusitzen.

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Es ist zwischen ordentlicher Generalversammlung, außerordentlicher Generalversammlung und Sonderversammlung der Bischofssynode zu unterscheiden. Die Differenz besteht in der Zusammensetzung. Zu den Mitgliedern der Synode gehören neben Bischöfen, die von den Bischofskonferenzen entsprechend ihrer Größe gewählt werden, die Kardinäle, die römischen Dikasterien vorstehen, und weitere vom Papst ernannte Mitglieder, darunter nicht nur Bischöfe. Vom Papst ernannt sind auch die drei delegierten Präsidenten, der Relator, der oder die Sondersekretäre und die Adiutores (= Fachleute) des Sondersekretärs. Darüber hinaus haben seit den Synoden von 1971 auch Zuhörer und Zuhörerinnen, sogenannte Auditores/trices, teilgenommen. Beobachter sind bisher nicht bekannt. Bis jetzt fanden acht ordentliche und zwei außerordentliche sowie drei Spezialsynoden statt. Die Teilnehmerzahl bewegt sich bei den ordentlichen Synoden von 197 bis 238 und bei den außerordentIichen um 165.

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Die Synodenarbeit besteht aus drei Phasen, der Vorbereitungsphase (insbesondere Erarbeitung der Lineamenta und des sog. Instrumentum laboris), der Synodenphase (auch sie besteht gewöhnlich aus drei Teilen: der ersten Phase der allgemeinen Diskussion im Plenum, disceptatio genannt, der Diskussion in den Sprachgruppen [circuli minores] und der Endphase der Synodenversammlung) und der nachsynodalen Phase (seit 1974 ist es üblich geworden, daß der Papst aufgrund der Synodenbeschlüsse ein sog. nachsynodales Papier, eine päpstliche Adhortatio, z. B. "Evangelii nuntiandi" oder "Familiaris consortio" oder "ChristifideIes laici" abfaßt, es gibt aber Ausnahmen).

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Auch auf die Kritik der Synodenteilnehmer wird in dem vorliegenden Buch hingewiesen. Positiv beurteilt wird vor allem der erste Teil der Synodenphase. Auch in den Sprachgruppen finden lebhafte und weiterführende Diskussionen statt. Die Arbeit mündet aber meist in die Form von Propositionen, die gezwungenermaßen knappe, zusammenfassende Darstellungen der Diskussion sind und in denen nicht breiter Zustimmung fähige Fragen auch einfach weggelassen werden.

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Es ist der Wunsch vieler Synodalen, daß die Synode nicht mehr beratende, sondern auch beschließende Funktion haben sollte, daß die Bischöfe bzw. Bischofskonferenzen ihre Vorstellungen im Vorbereitungsprozeß besser einbringen können sollten, daß die Anliegen von Partikularkirchen im Synodenprozeß nicht ausgefiltert werden und daß auch die Auswahl der Fachleute unter Mitwirkung der Bischofskonferenzen erfolgen sollte. Auch die zu häufige Veranstaltung der Synoden wird kritisiert.

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Wenn früher von Repräsentation der Bischöfe die Rede war, so muß jetzt hinzugefügt werden, daß der Codex in c. 342 den Hinweis auf die Repräsentation nunmehr ausgelassen hat. In dem Buch findet man die Begründung in einem Schreiben der Kommission zur Interpretation des Codex: In einem streng rechtlichen Sinn habe der Bischof keine Aufgaben in den Nachbarkirchen. Das heißt aber, daß im Codex die Sicht der Kollegialität des II. Vaticanums verkürzt wurde. Die Kollegialität von unten wird zwar als theologische Aussage des II. Vaticanurns akzeptiert, nicht aber als juristische Realität. Ist es wirklich so, daß die Sorge für die Gesamtkirche, zu der die Bischöfe nach dem II. Vaticanum gehalten sind, keine juristischen Konsequenzen hat? Das ist wohl zu bezweifeln.

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Wer sich über die jeweils laufende Synode informieren will, der sei auf den Osservatore Romano (die italienische, aber auch die deutsche Ausgabe) verwiesen. Dort werden z. B. aus der ersten Synodenphase die Wortmeldungen der Bischöfe, zwar verkürzt, abgedruckt. Man kann dabei sehr viel über die pastorale Situation in einzelnen Ortskirchen erfahren.

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Dieses Buch sei allen jenen empfohlen, die sich für die Form synodaler Aktivität in der Kirche interessieren.

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Richard Puza